Monday, September 11, 2006

Tag des offenen Denkmals: Grass betreten verboten

Details am Denkmal: Oberlippenbart (o.) und moralischer Zeigefinger (u.)Foto: Davids Medienkritik

Unzufriedenheit allenthalben: Das literarische Denkmal kann nicht besichtigt werden. Dabei hätte es so viel zu sehen gegeben - vom Bart bis zum moralischen Zeigefinger.
Von Hans Zippert
Der "Tag des offenen Denkmals" stand unter dem Motto "Rasen, Rosen und Rabatten". 7000 normalerweise unzugängliche Anlagen waren geöffnet und wurden begeistert genutzt.
Unzufriedenheit gab es, weil man Grass nicht betreten durfte. Viele Schaulustige hatten gehofft, das literarische Denkmal stünde am heutigen Tag zur Besichtigung offen. Doch die Grass-Betreiberfirma, der Steidl-Verlag, wies in einer Presseerklärung darauf hin, das Betreten des Grass sei nach wie vor verboten. Man bestritt außerdem, dass Günter Grass über einen begehbaren Oberlippenbart verfüge. Und das schräg oben hinter dem Bart liegende Gedächtnis wäre wegen Renovierungsarbeiten sowieso nicht zugänglich gewesen.
Hunderte Literaturbegeisterte mussten auch auf eine Besichtigung des legendären moralischen Zeigefingers verzichten, den der Nobelpreisträger in genau festgelegten Abständen erhebt und in offene Wunden der Gesellschaft legt.
Gerne hätte man gesehen, wie so was technisch möglich ist und ob der moralische Zeigefinger beispielsweise über eine Asbestverstärkung verfügt. Denn er muss ja nicht nur in Wunden gelegt werden, sondern dabei auch ständig eine glühend heiße Pfeife festhalten.
DIEWELT.de

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