Wednesday, August 25, 2010

Vom Entführer zum "Friedensaktivist"

Ein Aktivist der "Free Gaza"-Flottille war 1996 an der Entführung einer Fähre im Schwarzen Meer beteiligt. Wie die "Jerusalem Post" am Dienstag unter Berufung auf die türkische Zeitung "Hürriyet" berichtet, hat er deshalb über drei Jahre in türkischer Haft verbracht. Als die israelische Marine am 31. Mai die "Mavi Marmara" auf dem Weg in den Gazastreifen stürmte, wurde der Türke verwundet. Dem Bericht zufolge war Erdinc Tekir am 16. Januar 1996 einer von neun Entführern der Fähre "Avrasya". Diese wollte vom türkischen Istanbul ins russische Sotschi fahren. Nach drei Tagen wurden die Geiseln ohne Blutvergießen freigelassen. 13 der mehr als 200 Passagiere und Besatzungsmitglieder mussten wegen Verletzungen oder Krankheit ärztlich behandelt werden. Hintergrund der Kaperung war der erste Tschetschenienkrieg. Unter den Terroristen waren Türken kaukasischer Abstammung wie Tekir, zwei Tschetschenen und ein Abchase. Sie hatten das Schiff mit 114 russischen Geiseln an Bord in die Luft sprengen wollen, um der Weltöffentlichkeit die Not der Tschetschenen nahe zu bringen. Tekir wurde nach der Entführung zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Er verbüßte aber nur etwa dreieinhalb Jahre. "Hürriyet" zitierte ihn mit der Äußerung, sowohl die Entführer als auch die Israelis seien "Piraten". Doch "wir waren die Piraten der Güte", während Israel "grausam" sei. Bei der israelischen Razzia auf der "Mavi Marmara" waren neun Türken ums Leben gekommen. Ein Vertreter des israelischen Außenministeriums sagte angesichts der Veröffentlichung: "Dies zeigt, was für Leute auf dem Schiff waren. Manche haben eine Biographie der Gewalt und eine Bereitschaft, sie anzuwenden." Israel hoffe, dass die UN-Kommission zur Untersuchung der Razzia darauf achten werde, wer sich auf dem Schiff befunden habe. Sie müsse "ans Licht bringen, was wirklich geschehen ist, damit die ganze Welt es sieht".
haolam.de

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