Tuesday, May 28, 2013

Theologieprofessor Huber warnt vor Überdehnung der EU

Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hat vor einer Überdehnung der EU durch die Erweiterung um immer mehr Mitglieder gewarnt. Klüger wäre es, die Beziehungen zu wichtigen Ländern durch gute Nachbarschaftsbeziehungen zu stabilisieren und nicht unbedingt durch eine Zugehörigkeit zur Europäischen Union, sagte Huber in einem Interview mit der Zeitschrift "zeitzeichen" (Juni-Ausgabe). Ein gutes Beispiel dafür könnte die Türkei abgeben.
Für "neuen Schwung" in den Beitrittsverhandlungen mit der Türkei hatten unlängst EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) geworben. Am 1. Juli wird die EU als 28. Mitgliedstaat Kroatien aufnehmen. Die neue Regierung Islands hat unterdessen die laufenden Beitrittsverhandlungen ausgesetzt und lässt die Bürger über einen EU-Beitritt abstimmen.
Die EU müsse nicht nur die inneren Angelegenheiten gut ordnen, sondern auch gute Verhältnisse zu den Nachbarn herzustellen, sagte Huber. "Es gibt kein Europa ohne gute Nachbarschaftsverhältnisse." Allerdings sei es fraglich, ob man all diejenigen, mit denen man in guter Nachbarschaft leben wolle, in die EU aufnehmen müsse. Als Beispiele nannte der Theologe den Norden Afrikas und den Nahen Osten, die Türkei sowie Russland und die Ukraine.
Zurückhaltend wertete der Altbischof Überlegungen, bei der Rede von den geistigen Wurzeln über die jüdisch-christlichen hinaus auch auf islamische Wurzeln zu verweisen. Der Beitrag des Islam zur heutigen Geschichte Europas sei unverkennbar und zu respektieren. "Trotzdem steht er nicht auf einer Stufe mit der jüdischen und christlichen Prägung." Huber: "Der Satz 'Europa hat christliche Wurzeln' ist richtig. Falsch wäre der Satz 'Die Wurzeln Europas sind christlich', weil er mit einem Ausschließlichkeitsanspruch verbunden ist, der der historischen Wirklichkeit nicht gerecht wird." Auch für Menschen ohne eine eigene Glaubensüberzeugung sei es wichtig zu wissen, in welchem Sinn die Rechtskultur, die Kultur des Zusammenlebens, die Atmosphäre der Rücksichtnahme und die Bereitschaft zum Helfen mit dem Ethos der Zehn Gebote und dem Liebesgebot zusammenhingen und wo dies alles seine Wurzeln habe, sagte der Theologieprofessor.
 epd

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