Saturday, August 17, 2013

Schon wieder Frühling: Moslembrüder fackeln Kairo ab

von Gerrit Liskow
Dass die Unruhen in Kairo, Gizeh und weiteren Großstädten in Ägypten den US-Präsidenten nicht nur auf dem falschen Fuß, sondern vor allem auf dem Golfplatz erwischt haben (Vineyard Golf Club in Martha’s Vineyard, dem Kampen auf Sylt der USA), hat in der amerikanischen Außenpolitik plötzliche Betriebsamkeit ausgelöst.
Weniger wegen dem, was in Ägypten geschieht, wohlgemerkt. Sondern wegen dem, was in den USA geschehen ist: Wurde doch der größte anzunehmende POTUS aller Zeiten am Mittwoch dieser Woche mehr oder weniger mit dem Finger in der Nase erwischt. Und wenn es etwas gibt, dass aus „Barrys“ Sicht noch unverzeihlicher ist, als mehrere hundert Protestler abzumurksen, dann, dass man ihn schlecht aussehen lässt. Das mag er gar nicht.
Gestern hat „Barry“ nun aber reagiert und das amerikanisch-ägyptische Manöver „Bright Star“ abgesagt, das in ein paar Tagen losgehen sollte. Denn was Ägypten momentan am dringendsten braucht, ist eine weitere Destabilisierung der Lage, nicht wahr? Etwa dadurch, dass man der Übergangsregierung den Teppich unter den Füßen wegziehtt und sie zunehmend jeglicher Legitimität beraubt. Oder wie ist das gemeint?
Der Skandal besteht indes nicht darin, dass diese Militärübung abgesagt wurde. Sondern vielmehr darin, dass die offizielle amerikanische Politik dieses Manöver überhaupt hat durchziehen wollen, damals nämlich mit Herrn Mursi und seinen Spießgesellen. Immerhin drängt sich zunehmend die Frage auf, ob es sich bei der Moslembruderschaft nicht doch um die Fortsetzung des Faschismus mit arabischen Mitteln handeln könnte. Und wenn ausgerechnet Mr Obama, dieser Inbegriff von Freedom & Democracy (und Nobelpreisträger), mit so etwas gemeinsame Sache machen möchte, ist das aus vielen verschiedenen Gründen sicherlich einigermaßen problematisch (vermutlich nicht für das Nobelpreiskomitee).
Der Gründer der Moslembruderschaft, Hassan al-Bannah, hat sich seinen Namen bekanntlich nicht nur als Vater des „Arabischen Frühlings“, sondern vor allem als Verleger der Hitler-Autohagiographie gemacht, die unter dem Titel „Mein Jihad“ ein panarabischer Bestseller und eine säkulare Bibel des „politischen“ Islamismus wurde. Bekanntlich konnten Hassan al-Bannah und die Seinen den Nazis in der Folge des 31. Januar 1933 gar nicht schnell genug dort hinein kriechen, wo die Sonne nicht scheint.
Groß, vor allem aber emotional attraktiv (ergo: „politisch“ lukrativ) waren die Übereinstimmungen in den konstitutiven Feindbildern dieser beiden leidenschaftlichen und seelenverwandten, vor allem aber „revolutionären“ Befreiungsbewegungen: „die Juden“ (die der politischen Wahnideen, nicht die echten) plus „die Plutokratien des Westens“ (was immer das sein sollte). Vor allem aber: die unterstellte Schnittmenge aus beidem, das auch heute noch (nicht nur bei den „Occupy“-„Revolutionären“) berüchtigte „Wallstreet“.
Die Machtergreifung von 1933 pflegte sich selbst nicht ohne Grund als „Deutsche Revolution“ zu bezeichnen. Bekanntlich verstand nicht nur die NSDAP sich selbst als nationaler Sozialismus. Sondern vor allem wurde sie von der Mehrheit der deutschen Öffentlichkeit als solcher identifiziert (vor allem von jenem Teil, der auch heute noch lieber von „Machtübergabe“ spricht). Als „revolutionäre“ Bewegung verstand und versteht sich die Moslembruderschaft indes noch heute.
Somit stand der Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Faschismus und seinem Mann in Kairo (sowie dessen Moslembruderschaft in ganz Ägypten) damals nichts im Wege. Von dieser Achse versprachen die Nazis sich eine Destabilisierung der britischen Position zwischen Indien und Afrika und die Moslembrüder einen logistischen und finanziellen Aufbau ihrer „Bewegung“ am Nil.
Als Morgengabe für ihre „politische“ Ehe mit dem deutschen Faschismus richtete die Moslembruderschaft übrigens gleich mal ein waschechtes Pogrom und allgemeines antisemitisches Gemetzel im britischen Mandat Palästina an, pünktlich zum Olympia-Jahr 1936; der „Führer“ war begeistert!
Nun könnte man sagen, seitdem sei viel Wasser den Nil heruntergeflossen, was ohne Frage stimmt, und letztlich sei Mr Mursi mit demokratischen Mitteln an die Macht gekommen; das ist der Nationalsozialismus allerdings auch. Der größte „politische“ Erfolg der Moslembruderschaft in der Zeit vor Mursi bleibt sicherlich die Ermordung von Anwar El Sadat am 6. Oktober 1981 bei einer Militärparade in Kairo.
Also die Ermordung des einzigen arabischen Politikers, der sich tatsächlich bemühte, seinen Frieden mit dem jüdischen Staat zu machen und in seiner Heimat deshalb stets als Verräter galt. Die Fatwah, also das Todesurteil nach Scharia, gegen Mr Sadat hat übrigens derselbe Omar „Der Blinde Scheich“ Abdel-Rahman verfasst, der 1993 das World Trade Center zum ersten Mal in die Luft jagen wollte.
Zwischenfazit: Es sieht nicht gerade so aus, als ob es sich bei der Moslembruderschaft um dieselbe „gemäßigte“ Fraktion des „politischen“ Islamismus handelt, zu dem sie im Westen gerne schöngeschrieben wird um sich und den Seinen jenes Weltbild zu retten, wonach „revolutionäre“ Kräfte immer Recht haben und die öffentlichen Sympathien nun mal der Moslembruderschaft in ihrer Funktion als vermeintlich unterdrückte und verfolgte Minderheit gehören (eher schon in ihrer Funktion als verfolgende Unschuld).
Bemerkenswert ist, dass Mr Obama mit diesen Moslembrüdern nicht nur ein gemeinsames Militärmanöver veranstalten wollte, sondern mit ihnen auch jetzt weiterhin gemeinsame Sache macht. Von dem Manöver will er ausgerechnet in dem Moment nichts mehr wissen, in dem das ägyptische Militär versucht, die Öffentlichkeit vor einer islamistischen Diktatur zu schützen (leider auf ziemlich tödliche Art). Wieder werden die säkularen Kräfte von einer Obama-Regierung mit einer Selbstverständlichkeit im Stich gelassen, als hätte es nie den Verrat an der „Grünen Revolution“ im Iran gegeben.
Bemerkenswert ist außerdem, dass man es sich im sogenannten Westen anscheinend nicht angewöhnen kann, islamistischen Stadt-Guerilla als klassische Umsturztechnik einer Rebellion und des bewaffneten Kampfes zu erkennen. Und sie als das zu begreifen, was sie ist: Der Versuch, totale Macht mit brutaler Gewalt an sich zu reißen. Ihre Strategie besteht darin, die Machthaber schlecht aussehen zu lassen, indem sie möglichst viele „zivile“ Opfer produziert – einen Gefallen, den besagte Machthaber leider nur zu gerne erfüllen.
Wie man zivile Opferzahlen hochtreibt, ist auch in Kairo kein Geheimnis: Man schickt seine Leute ins Messer und sorgt dafür, dass so viele wie möglich abgemurkst werden. So muss man sich denn auch nicht wundern, wenn Frauen und Kinder unter den Toten sind, denn so haben diese beiden Bevölkerungsgruppen aus Sicht der Islamisten über ihre Funktion als menschlicher Schutzschild im bewaffneten Kampf auch noch eine Funktion in der Statistik.
Das ist eine Lektion, die der Westen schon nicht begreifen wollte, als die Hisballah jede Moschee, jede Schule und jedes Krankenhaus im Süd-Libanon in ein Waffenarsenal und einen Gefechtsstand verwandelt hat, und somit in potenzielle Ziele einer militärischen Intervention.
Denn merke: Möglichst hohe Opferzahlen garantieren erstens ein Top-Ranking in den Medien und zweitens die Sympathien einer zivilisierten Öffentlichkeit mit fadenscheinig sublimiertem Todeswunsch. Das ist, wenn man sich aus der Polstergarnitur heraus für pathologischen „politischen“ Heldenmut auf bequeme Art begeistern will – und sich mit den „Entrechteten und Geknechteten“ instinktsicher solidarisiert, weil man sich selbst entrechtet und geknechtet wähnt, allen empirischen Realitäten einer abgesicherten Existenz im Sozialstaat zum Trotz.
Inzwischen hat die Moslembruderschaft zu weiteren „Demonstrationen“ aufgerufen, und es ist klar, zu welchem Zweck: Man möchte den militärischen Machthabern weitere Gelegenheiten bieten, sich in Verruf zu bringen. Und wenn sie von dieser Gelegenheit wider Erwarten keinen Gebrauch machen, zwingt man sie eben dazu. Seine Leute ins Messer zu schicken, um ein moralisches Dilemma zu produzieren, das man „politisch“ weiter ausschlachten kann, ist eine der klassischen Umsturztechniken des bewaffneten Kampfes. Ägypten ist eindeutig auf dem Weg in den Bürgerkrieg. Es ist erschreckend, wie sehr man sich im Westen gegen diese Einsicht und die entstehenden Konsequenzen sträubt.
PS: Es hat sich bestimmt schon herumgesprochen, aber bereits gestern hat sich eine Offiziers-Klicke aus dem ägyptischen Militär verabschiedet und sich den Moslembrüdern angedient. Die deutschen Staatsmedien werden uns das als Beweis für die „politische“ Richtigkeit jener vermeintlich gerechten Sache verkaufen, die bei ihnen immer noch als „Arabischer Frühling“ gilt.
haolam

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