Wednesday, March 26, 2014

Die faschistoide Religion


Wer den Politologen und Buchautor Hamed Abdel-Samad reden hört, versteht schnell, warum islamische Geistliche es auf ihn abgesehen haben. Der Islam, so sagt er, hat faschistoide Züge. Deshalb kam der gebürtige Ägypter unter Polizeischutz zu einem Interview in Berlin.

Der Islam verbiete es, bestimmte Dinge zu denken oder auszusprechen, sagte Hamed Abdel-Samad am Dienstag im Maxim-Gorki-Theater und ist selbst der beste Beweis dafür. Seit 2013 gibt es eine Fatwa, ein islamisches Todesurteil, gegen ihn, das ihn praktisch zu Freiwild macht. Deshalb lebt er unter Polizeischutz. Im April erscheint Abdel-Samads neues Buch „Der islamische Faschismus“. Diesen Titel, der zugleich die These ist, wegen der Islamisten ihn tot sehen wollen, will er verbreiten und warf den Veranstaltern des Interviews in Berlin vor, dem Abend aus Angst vor der Diskussion die vergleichsweise zahme Überschrift „Welche Religion wollen wir?“ gegeben zu haben. Er sei gegen das „Zu-Tode-Relativieren“ und gegen die Kritik an den Islamkritikern. „Damit tun sie den Muslimen keinen Gefallen!“ Stattdessen müssten die Krankheiten der Religion benannt und Lösungen gefunden werden.
Ganz diesem Motto treu, sprach der Buchautor, der selbst Kind eines Imams ist, dann auch lang und breit mit Journalist Jakob Augstein über die mutmaßlich menschenverachtenden Momente der Religion. Er fürchte sich nicht, sagte er. Die Dinge weiterhin auszusprechen, sei seine Art, mit der Bedrohung umzugehen.

Religion ohne Politik: Nur noch Folklore

Der Islam, so sagte er, sei nicht nur eine Religion, sondern eine politische Ideologie mit dem Anspruch, die Welt zu beherrschen. Zwar glaube er nicht an eine Islamisierung Europas. „Der Islam ist aber stark genug, um den Frieden in den kommenden Jahren zu stören.“ Abdel-Samad plädierte für Reformen im Islam, erklärte aber zugleich, eine der Politik beraubte Religion sei todgeweiht. Sie sei schlicht nicht darauf angelegt, Privatsache zu sein.
Einen ähnlichen Blick hat er auf Judentum und Christentum. Auch sie seien in ihren Grundzügen faschistoid, wie jeder Monotheismus, der von einem Gott ausgehe, der rund um die Uhr über den Menschen wacht und am Ende über Himmel- und Höllenschicksal entscheide, sagte Abdel-Samad. Doch anders als die Bibel, gelte der Koran noch heute unter Muslimen als unveränderliches Wort Gottes. Im Christentum heiße es, man solle dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. „Mohammed konnte das nicht sagen, weil er irgendwann selbst Kaiser war“, erklärte Abdel-Samad. Die Trennung von Politik und Religion sei das Beste gewesen, was dem Christentum habe passieren können. Dennoch sei die Bibel dadurch zur Folklore geworden: „Die Mehrheit glaubt nicht an diese Geschichten.“ Im Falle einer Reform stehe dies auch dem Islam bevor.
Der Autor sprach sich gegen die derzeitige Form der Integrationsdebatte in Deutschland aus. Die Islamverbände dürften nicht aufgewertet werden, denn gerade sie strebten nach politischer Macht. Grundsätzlich solle es nicht darum gehen, den Muslimen mehr Rechte zuzugestehen. Stattdessen plädierte er für weniger Privilegien der Kirchen. „Ich habe nichts gegen Gott, solange er mich in Ruhe lässt“, fasste er seine Sicht auf die Religion und insbesondere den Islam zusammen.
pro

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