Saturday, September 27, 2014

Hakenkreuz-Attacke: Wir dachten, in Berlin wären wir sicher

Hetzparolen, Bedrohungen und Beschimpfungen: Diesen antisemitischen Attacken ist die jüdische Familie S. aus Charlottenburg seit Jahren ausgesetzt. Jetzt haben Unbekannte sogar ein Hakenkreuz auf ihr Auto geritzt. Die Polizei ermittelt. Erst vor einem Monat hatte sich Familie S. (4 Kinder zwischen 6 und 18 Jahren) den schwarzen Mercedes gebraucht gekauft. Montagmorgen der Schock: Auf die Motorhaube haben Unbekannte ein Riesen-Hakenkreuz geritzt. Vater Nathan S. (41) zum KURIER: „Wir haben gleich die Polizei gerufen und Anzeige erstattet.“ Schlimm: Schon seit Jahren wird die jüdische Familie von türkischen und arabischen Jugendlichen attackiert. Worte wie „Hitler, Hitler, scheiß Israel“ oder „Hier stink’s nach Juden“ sollen gefallen sein. Auch Nathans Sohn David (17, Name geändert) war schon seit der dritten Klasse von seinen türkischen und arabischen Schulkameraden mit Parolen wie „Der Drecks-Jude darf nicht beim Fußball mitspielen“ gemobbt worden. „Einen Winter sind sie hinter mir hergehetzt und haben mich mit Schneebällen beworfen“, erzählt David, der inzwischen auf das Jüdische Gymnasium „Moses Mendelssohn“ in Mitte geht.1994 war die Familie wie Hunderttausende russische Juden aus der ehemaligen Sowjetunion emigriert. „Wir dachten, wir sind in Deutschland sicher“, sagt der studierte Zootiertechniker Nathan. „Doch auch in Deutschland werden wir angefeindet.“ Der „Zentralrat der Juden“ und das „Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus“ sieht den Trend zum aufkeimenden Juden-Hass in Deutschland mit großer Besorgnis. Allein in den ersten sechs Monaten diesen Jahres gab es bundesweit 159 eindeutig antisemitisch motivierte Straftaten. So wurde etwa ein Berliner Rabbi vor den Augen seiner kleinen Tochter angegriffen, ein Israeli in Kreuzberg von Palästinensern verprügelt. Erst vor knapp zwei Wochen gab es in Berlin unter dem Motto: „Steh auf! Nie wieder Juden-Hass!“ eine Demo – 8.000 Berliner kamen.
 berliner-kurier

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