Saturday, January 31, 2015

Der Salafismus als Jugendkultur? Eine billige Erklärung, die davon ablenkt, nach den Ursachen im Islam zu fragen

Entwarnung! Das bisschen Salafismus ist nur Rebellion. Okay... irgendwo in Syrien oder dem Irak wird halt mal ein Kopf abgeschnitten, aber hey: Schwund war bekanntlich irgendwie immer. Wo eine Jugendbewegung hobelt, da können schon mal ein paar unschöne Dinge passieren.
Warum so genervt? Nun: „Burka ist der neue Punk“ war ein Interview mit einem Soziologen und Politikwissenschaftler aus Münster überschrieben, das die „Süddeutsche Zeitung“ vergangenes Wochenende in ihrer Onlineausgabe brachte und das wenigstens nicht langweilig zu lesen war. Was Aladin El-Mafaalani sagt, wirkt beim ersten Einatmen schlüssig. Lässt man seine Thesen und Ideen jedoch auf sich wirken, wird es immer ärgerlicher. Und es stellt sich die Erkenntnis ein, dass die Suche nach den Antworten auf die Frage, warum der Islamismus sich immer radikaler und brutaler gebärdet, zu journalistischer und akademischer Verzweiflung führt. Hier traf auch noch beide zusammen.
Mit Sätzen wie diesen belegt Mafaalani, der Salafisten und Salafistinnen interviewt hat, seine These, dass wir es mit einer modernen Variante der Hippiebewegung zu tun hätten:
❍ „Sozialleben wie im frühen Mittelalter, das ist heute Provokation at its best.“
❍ „In einer komplexen Gesellschaft ist es kein Alleinstellungsmerkmal der salafistischen Szene, sich an der Vergangenheit zu orientieren. Wir vertrauen auf Naturheilkunde, Yoga, wollen unseren Bauern wieder kennenlernen.“
Besonders schräg wird es, wenn El-Mafaalani darlegt, warum auch Frauen den Salafismus ihren Herkunftsfamilien vorzögen: „In diesem Familien dürfen die Jungen alles, die Mädchen gar nichts. Bei den Salafisten dürfen die Mädchen zwar immer noch nichts — aber die Jungen dürfen auch nichts! Das ist auf skurrile Weise ein Mehr an Gleichstellung.“
Muss man gleich nochmal lesen, was? Mir liegen in der Tat keine intimeren Kenntnisse darüber vor, wie der Otto-Normal-Salafist mit seinen diversen Frauen umgeht. Aber die beiden dieser These zugrunde liegenden Gedanken dürften einfach mal falsch sein – nicht nur im Zusammenspiel, sondern schon jeder für sich. Denn natürlich dürfen Männer auch bei den Hardcore-Moslems salafistischer Prägung noch erheblich mehr als Frauen, womit dem zweiten Gedanken, dem mit der skurrilen Gleichstellung, bereits die Geschäftsgrundlage fehlt.
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