Sunday, April 19, 2015

Türkei: Noch kein Urteil gegen mutmaßliche Christenmörder

Ob die Ermordung von drei Christen in der Türkei jemals bestraft wird, erscheint immer fraglicher. Am 18. April 2007 hatten muslimische Extremisten den Deutschen Tilmann Geske, der in dem christlichen Zirve-Verlages mitarbeitete, und die einheimischen Christen Ugur Yüksel und Necati Aydin in der osttürkischen Stadt Malatya umgebracht. Sie hatten sie gefoltert und ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Die Polizei nahm fünf mutmaßliche Mörder noch am Tatort fest. Vor einem Jahr wurden sie jedoch aus der Untersuchungshaft entlassen und mit elektronischen Fußfesseln versehen unter Hausarrest gestellt. Der Grund: Ein neues Gesetz verlangt, dass Beschuldigte nicht mehr als fünf Jahre in Untersuchungshaftverbringen dürfen. Im Laufe der Jahre wurden nicht zuletzt auf intensives Drängen der Anwälte der Hinterbliebenen etliche mutmaßliche Hintermänner der Tat festgenommen und angeklagt. Aber auch diesen Fällen ziehen sich die Verhandlungen hin, und ein Ende ist nicht in Sicht. Erschwerend wirkt sich eine mögliche Verwicklung dieser Angeklagten in eine Verschwörung gegen den türkischen Staat hinzu. Die Regierung beschuldigt sie, Prozesse manipuliert zu haben. Darauf berufen sich die der Mithilfe an den Malatya-Morden Beschuldigten. Sie behaupten, auch in ihrem Fall sei alles nur manipuliert worden. Der 104. Prozesstag ist für den 6. Mai angesetzt. Die Witwe Tilmann Geskes, Susanne Geske, die weiter in der Türkei lebt, sagte einer einheimischen Zeitung, dass sie in dieser Welt nicht mehr mit Gerechtigkeit rechne. Sie mache sich aber wegen der fünf aus der Untersuchungshaft entlassenen Hauptverdächtigen Sorgen. Ihre drei Kinder hätten immer wieder Angst, wenn ein neuer Verhandlungstag an das Verbrechen erinnere. Die Türkei hat rund 75 Millionen Einwohner, von denen95 Prozent Muslime sind. Die Zahl der Christen liegt bei 120.000. Von den 3.000 bis 5.000 evangelischen Christen hat die Mehrheit einen muslimischen Hintergrund.
 idea

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