Friday, September 30, 2016

Öffentlich-Rechtliches "für die Jugend": "FUNK" geht an den (Fehl?-)Start

Wie soeben bekannt wurde, wird das Jugendangebot des deutschen Staatsfunks „funk“ heißen. Das soll wahrscheinlich ein diffus modisch und ungemein trendiger Anglizismus sein. Aber tatsächlich handelt es sich dabei um einen der vielen falschen Freunde, vor denen Fremdsprachen nur so wimmeln. Denn „funk“ heißt auf Gut-Englisch so viel wie Schiss, Bammel und Gestank.


von Ramiro Fulano

 
Ja, liebe Leserinnen und Leser. So ist das, wenn hochbezahlte „Expertinnen“ und „Experten“ ihren Job machen: Es kommt viel Mist dabei raus. Wie man in der Übersetzungsbranche schon seit Jahren weiß, ist das Lexikon einer der besten Freunde, die ein Mensch überhaupt haben kann. Vor allem in Fremdsprachen, die vor falschen Freunden nur so wimmeln. Und „funk“ ist einer davon.
 
Das muss man nicht wissen. Aber man muss es sich zumindest denken können. Der englische „funk“ hat mit dem deutschen „Funk“ nur sehr wenig, oder auch: so gut wie gar nichts, zu tun. Es gibt zwar ein (recht seltenes) Tätigkeitswort „to funk“, das nebenbei auch so viel wie senden bedeuten kann. Aber „to funk“ heißt zunächst einmal: vor etwas kneifen, jemanden vollstänkern, jemanden erschrecken, Schiss haben oder einfach nur stinken. Da ist man in der Fäkalbranche gelandet.
 
Es kann natürlich sein, dass das genau die Bedeutung ist, auf die man es bei ARD und ZDF abgesehen hatte. Aber die meisten Teenagerinnen und Teenager sind wahrscheinlich nicht so schmutzverliebt, wie ihre öffentlich-rechtlichen Qualitäts-RedakteurInnen jederlei Geschlechts, die fremdsprachlich gerne ins Klo greifen. 
 
Man sollte, wenn man den Kopf voller Sauerkraut hat und die Gedanken durch die Gulaschkanone schießt, immer vorsichtig sein und hellhörig werden, wenn man es im Englischen mit Worten zu tun bekommt, die aus nur vier Buchstaben bestehen. Und im Zweifel auch einfach mal ins Wörterbuch gucken, lieber hochbezahlter Staats-funk.
 
Buchstabenkombinationen fuck, suck, shit, crap und dergleichen ist es aus deutscher Optik sicher nicht anzusehen, welche Geschmacklosigkeit sie in den gebildeten Ständen ihrer Herkunftssprache darstellen – also in der Traditions-Zielgruppe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Und ja, es haftete der Sache schon immer etwas Lächerliches an, wenn irgendwelche Krautköpfe sich auf Englisch damit brüsteten, dass sie „vom (Rund-)Funk“ sind. Der hatte für englische Ohren immer einen Hautgout, der umso lustiger wurde, je weniger irgendwelche germanischen Angeber ihn bemerkten.
 
Man muss natürlich kein gutes Englisch sprechen, lieber Qualitäts-Journalismus jederlei Geschlechts. Vor allem, wenn man völlig damit ausgelastet ist, ein elegantes und korrektes Sprachniveau in seiner Muttersprache zu erreichen. 
 
Es ist auch irgendwie ganz rührend, dass in Germanys hochdotierten Redaktionen anscheinend niemand tätig ist, dessen Englischkenntnisse über das berühmt-berüchtigte „I want to become a steak“ hinausreicht. Aber als globaler Dienstleister in der Medienwelt hat man sich schone eine interessante Selbstauskunft damit ausgestellt, dass man sein Jugendangebot „funk“, also Schiss, Bammel & Gestank nennt.
 
Mir tun die Leute leid, die sich jetzt am Telefon mit „Ich bin die Marion (oder der Marlon) von Schiss, Bammel & Gestank“ melden müssen. Und nur, weil in der Teppichetage keiner sitzt, der ein Online-Lexikon bedienen kann. Nun, derlei Opfer wurden vom Rundfunkrat offensichtlich billigend in Kauf genommen. Also macht die Augen zu und denkt an Deutschland, liebe „funkerinnen“ und „funker“. 
 
PS: Besonders schön ist auch der „blue funk“. Der heißt auf Englisch so viel wie Aftersausen – cheers! 

http://haolam.de/artikel_26587.html

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