Wednesday, December 06, 2017

Die Schriftrollen vom Toten Meer gehören nicht Israel, sagt Deutschland

Die Schriftrollen vom Toten Meer gehören nicht Israel, sagt Deutschland
Die Israelische Antiquitätenbehörde lehnt es wegen Deutschlands Entscheidung ab die Schriftrollen aus Israel auszuleihen, was die Absage einer Ausstellung des Frankfurter Bibelmuseums zur Folge hatte.

von Benjamin Weinthal, The Jerusalem Post

Uwe Becker, stellvertretender Bürgermeister von Frankfurt, brachte Donnerstag wegen der Entscheidung der deutschen Regierung, die Schriftrollen vom Toten Meer nicht als Eigentum Israels anzuerkennen, Empörung zum Ausdruck; diese Entscheidung hatte die Absage einer für 2019 geplanten Ausstellung im Bibelmuseum in Frankfurt veranlasst.

„Wenn Deutschland nicht bereit ist, klar den rechtlichen Status der Fragmente von Qumran als israelisches Kulturerbe zu bekunden, würde das die Koordinaten in unseren deutsch-israelischen Beziehungen dramatisch verändern. Und es würde den Bau einer Mauer zu den Ursprungsorten des Christentums im heiligen Land bedeuten, denn dasselbe wird dann auch für Bethlehem, Jericho, Ostjerusalem und weitere Stätten des Wirkens Jesu gelten“, sagte Becker gegenüber der Jerusalem Post am Donnerstag.

Becker sagte: „Ich kritisiere beide Ministerien der Schädigung der deutsch-israelischen Beziehungen. Ich habe an beide Minister Briefe geschrieben, in denen ich meine ganze Verärgerung zum Ausdruck bringe und fordere beide auf ihre neue Haltung zu ändern und die Arbeit der Ausstellung zu unterstützen.“

Becker schickte seinen Brief an Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie den deutschen Außenminister Sigmar Gabriel, der derzeit in Washington ist und für den Erhalt des umstrittenen Atomdeal mit dem Iran zu wirbt.

Becker fügte hinzu: „Wegen des nicht vorhandenen Bereitschaft beider Ministerien die notwendige Erklärung abzugeben, weil Qumran in der Westbank liegt, lässt die israelische Antiquitätenbehörde das Material nicht aus dem Land und das Bibelmuseum musst seine Pläne streichen.“

Die Schriftrollen vom Toten Meer wurden 1946 bis 1956 in zwölf Höhlen um Umfeld der als Wadi Qumran bekannten Stelle nahe des Toten Meers im umstrittenen Gebiet der Westbank gefunden.

Dr. Jürgen Schefzyk, der Direktor des Museums Bibelhaus Frankfurt, schrieb der Post am Freitag per E-Mail. „Nach einem Vorvertrag mit der israelischen Antiquitäten-Behörde zur Kooperation mit dem Bibelmuseum Frankfurt im Jahr 2015 begannen wir mit der Arbeit an einer Ausstellung zu den Rollen vom Toten Meer. Die Voraussetzung für eine solche Ausstellung ist eine rechtsverbindliche Rückgabezusage der deutschen Behörden. Aus Gründen, die nicht in unserer Hand liegen, sind wir derzeit nicht in der Lage ein solches Dokument zu bieten, trotz aller Bemühungen, darunter Kontakten zu allen Regierungsinstitutionen in Deutschland.“

Er fügte an: „Obwohl Fragmente der Schriftrollen vom Toten Meer aus sicheren Museumssammlungen an anderen Orten in Deutschland verfügbar wären, stimmen wir dem Fachwissen unserer israelischen und deutschen Kollegen zu, dass eine Ausstellung ohne Stücke aus der Sammlung in Jerusalem nicht passend wäre.

Um unsere Loyalität Israel und unserem wichtigsten Partner gegenüber, der IAA, zu demonstrieren, entschieden wir gestern dieses Projekt nicht weiter zu verfolgen und die Ausstellung aufzuschieben, bis DSS-Fragmente aus Jerusalem verfügbar werden. Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht, weil bereits eine Menge Geld investiert wurde und wir überzeugt sind, dass es überfällig ist der deutschen Öffentlichkeit diese wichtigen Objekte des Kulturerbes zu zeigen.“

„Der Qumran-Skandal ist nicht akzeptabel“, sagte Becker über Deutschlands Weigerung die Rollen vom Toten Meer in Frankfurt zu schützen.

Becker sagte, dass europäische Staaten in der Vergangenheit in Vergleichbaren Fällen Ausstellungen aus dem jüdischen Staat eine rechtsverbindliche Rückgabezusage für Ausstellungen gaben, die in der EU gezeigt werden. Er führte Österreich und die Niederlande als Beispiele an. Becker, der weithin als Israels größter Unterstützer in der Bundesrepublik gilt, führt eine gesetzgebende Initiative zum Verbot von BDS-Aktivitäten (Boykott, De-Investition, Sanktionen) gegen Israel in Frankfurt an.

Becker sagte, die Entscheidung der deutschen Regierung eine Rückkehr der Schriftrollen vom Toten Meer nicht zu garantieren, schädige Deutschlands Beziehungen zur Christenheit im Nahen Osten. Er vermerkte: „Bei aller Rücksichtnahme auf palästinensische Empfindlichkeiten, wiegen die besonderen Beziehungen zu Israel schwerer.“
Die Schriftrollen vom Toten Meer sind für das Judentum und die biblische Geschichte von erheblicher Bedeutung. Die Rollen sind ein Lager zumeist hebräischer Schriften aus der Periode des Zweiten Tempels und der Zeit unmittelbar danach. Dazu gehören viele biblische Texte und man glaubt, dass sie von Mitgliedern einer jüdischen Sekte geschrieben worden sind, die als Essener bekannt waren.


Übersetzt von Heplev - Foto: By na (Qumran Copper Scroll) [Public domain], via Wikimedia Commons
https://haolam.de/artikel_31824.html

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